Ausdrucksstarker Vortrag über Seenotrettung
Sulzbach-Rosenberg (lz/bba)). „Bin ich verantwortlich? Bin ich handlungsfähig?“ Diese Fragen stellte Michael Buschheuer dem Auditorium in der Aula der Berufsschule. „Handlungsfähig bin und bleibe ich auch dann, wenn ich nicht verantwortlich bin, ich müsse mich nur trauen, die ersten Schritte zu gehen!“
„Corona, Krieg, Energiekrise, Inflation“, die derzeitige gesellschaftliche Situation ist schwierig:
„Dennoch bieten diese Krisen auch große Chancen“, betonte der Referent aus Regensburg, der im Rahmen von Schule ohne Rassismus an die Berufsschule kam. „ Diese reichen vom Arbeitsmarkt bis zur Völkerverständigung.
Zudem erinnerte der 45-jährige Handwerker auch an einen psychologischen Effekt, „denn wenn sich ein Mensch mit Problemen beschäftigt und auseinandersetzt, werden diese automatisch kleiner“.
Geringerer Wohlstand, wenig politische Stabilität und wenig oder nur geringe Bildung sind wichtige Faktoren bei der großen Migrationsbewegung von Süden nach Norden, "denn die Staaten auf der Nordhalbkugel sind besser situiert": Dies betonte der Referent, der unter anderem die Seenorettungsorganisation Sea-Eye und die Flüchtlingshilfe Space-Eye gegründet hatte.
Im Rahmen von "Schule mit Courage, Schule ohne Rassismus" und mit Unterstützung der Diözese und des Caritasverbandes Regensburg kam der sehr engagierte Maler und Lackierer ins Berufliche Schulzentrum und stellte eingangs mit einem Augenzwinkern fest, dass es rund um Sulzbach-Rosenberg viele Bildungsmigranten geben müsse, denn von den anwesenden 86 Jugendlichen und jungen Erwachsenen kamen nicht einmal zehn Prozent aus der Herzogstadt selbst…
Der Referent schilderte die Fluchtrouten der jungen Menschen aus Afrika, die seit etwa zehn Jahren jährlich Tausende von Toten fordern würden. Die zentrale Frage für ihn selbst, so Buschheuer war, ob er handlungsfähig sei und somit etwas gegen diese schlimme Situation unternehmen könnte. Über diese Handlungsoption kam Buschheuer zur Verantwortung, diese Seenotrettungsgesellschaften zu gründen - obwohl er für die Situation der betroffenen Menschen nicht verantwortlich sei: "23 Länder grenzen ans Mittelmeer, warum hilft denn Niemand?"
Er verglich sein Engagement mit dem Bild eines Autounfalls, denn dort helfe man doch auch, obwohl man nicht dafür verantwortlich sei. Buschheuer schilderte die Gründung von Sea-Eye mit den ersten humanitären Aktionen und leitete diese Gruppierung über drei Jahre lang: "Der Tod war bei den Einsätzen ein ständiger Begleiter, denn die Flüchtlinge litten an Hitze, Kälte, Erkrankungen oder an der Gefahr des Ertrinkens in einem Boot, das für die Insassen nichts anderes als eine Zeitbombe war", so der Referent. Buschheuer kritisierte in diesem Zusammenhang, dass Fluchtbewegungen gar nicht selten politisch motiviert und gewollt sind.
Er schilderte anschaulich und eindrucksvoll Erfahrungen, Erlebnisse und auch Konfliktsituationen, wenn ganze Länder sich aufgrund der Flucht bedürftiger und armer Menschen bedroht fühlten. Er berichtete auch von neuen Projekten wie »Space-Eye Hellas" (Athen, Samos und Lesbos ), dem Gesundheitsprojekt Space-Eye-Health oder der Nothilfe in der bosnischen Stadt Bihac.
Buschheuer ermunterte die Anwesenden, sich zu trauen, einen Schritt nach vorne zu gehen und Dinge, Erfahrungen, Erlebnisse oder Situationen mit anzustoßen: "Ihr als junge Menschen seid die Zukunft unseres Planeten", schrieb er den Auszubildenden in ihr Stammbuch. Das Engagement für einen andern Menschen lohne sich immer.
Wenn eine Gesellschaft eigene Probleme habe, nehme sie sich gerne aus dem gemeinschaftlichen Engagement heraus.
Dabei sind aber die Notleidenden gerade auf dieses Mittun angewiesen und er appellierte an das Auditorium, gerade in Krisenmonaten näher zusammenzurücken: "In schwierigen und schlechten Zeiten helfe vor allem Gemeinschaftsgeist!"
Auseinandersetzung mit Privilegien
Sulzbach-Rosenberg(lz/bba). Außergewöhnlicher Besuch und außergewöhnlicher Unterricht bei den
Industriekaufleuten an der BS Sulzbach-Rosenberg: das ostbayerische Netzwerk Schule ohne
Rassismus war mit zwei Teamern und einer Praktikantin aus Landshut angereist, um mit den
jungen Leuten gesellschaftliche Problem- und Spannungsfelder zu bearbeiten.
Bei diesem mehrstündigen Workshop erarbeiteten Katha, Tom und Akousa verschiedene
Formen der Diskriminierung. Dabei war die Auseinandersetzung mit eigenen Privilegien
ebenso gefordert wie das Erarbeiten von Handlungsoptionen und das Hinterfragen unserer
gesellschaftlichen Strukturen. Der Workshop selbst wurde an "queeren"- Tendenzen aufgezogen.