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Berufsschule

Aktuelles und Termine (BS)

Projekt „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“

Projekt „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“

Eindringliche Musik, zwei Schauspieler in weißen Schutzanzügen- die gleichen Schauspieler parallel in anderen Aktionen auf der Leinwand: „ Es hört einfach 
nicht auf! Es geht um Gerechtigkeit!“ Szenenwechsel: auf schwarzem Hintergrund die Namen und Stimmen von Zeitzeugen dieser Tat mit ihren Gefühlen und Emotionen: Ein Lehrer, die Polizei, die Feuerwehr, die mit 100 Kräften im Einsatz war, als das holzverkleidete Treppenhaus wie Zunder brannte. Aber auch Kommunalpolitiker und türkische Mitbürger… Zwei beeindruckende Schauspieler mit Lisamarie Berger und Florian Wein aus Regensburg.

Angst, Wut und Verzweiflung waren spürbar, dazu überraschten die Darsteller mit passgenauen Tanzbewegungen zu manchen Texten und Liedsequenzen. Szenenwechsel: Aktenordner werden gestapelt, hin- und hergeschoben – eine Metapher für die aufgetürmten Hindernisse in Politik und Justiz. Szenenwechsel: Videobeiträge, chronologischer Abriss dieses grauenvollen Tages: Der Täter Josef S., Auszubildender in der Maler- und Lackiererklasse der Schwandorfer Berufsschule: Schwandorf 88 ! Sirenenalarm: Blitzlicht: rechte Fußballhooligans und Aussagen von Politikern – damals wie heute.
 
Sulzbach-Rosenberg(lz). In der Berufsschulaula zeigte die Theatergruppe ovigo aus Regensburg und Schwarzenfeld aus ihrem breit gefächerten Angebot im Rahmen des 
Projekts „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ das von Intendant Florian Wein selbst geschriebene Werk „Schwandorf 88“. Es berichtet vom Mord an vier Menschen 
aus rassistischen Gründen und seiner zunächst mehr als unglücklichen „Aufarbeitung“, richtet aber auch den Appell „ wachsam zu sein“ an die Zuhörer. An der Berufsschule 
hatten sich die KFZ-Klassen 10 B und 11 B im Religions- und Ethikunterricht um die Vorbereitung verdient gemacht.  
 
Solingen, Hanau, Mölln, Halle oder München werden genannt, wenn es um rechtsextreme Anschläge nach dem zweiten Weltkrieg geht. Doch der erste rassistisch motivierte Brandanschlag fand in der eiskalten Nacht zum 17. Dezember 1988 in der Nachbarstadt Schwandorf statt. Der stadtbekannte Neonazi Josef Saller steckte das Habermeier-Haus in Brand, weil er Ausländer hasste: Osman Can (50), Fatma Can (43), Mehmet Can (12) und Jürgen Hübener (47) mussten deswegen sterben. Der junge Täter war Autoritätspersonen gegenüber sehr unterwürfig, erzählte ein damaliger Lehrer. Durch Schriften politisch in die Irre geleitet, wurde er aufgrund seiner Gesinnung in der Klasse auch „unser Brauner“ genannt. Saller bekam zwölf Jahre und sechs Monate Haft und ist seit seiner Entlassung untergetaucht…
 
Stadt und Region taten sich lange Zeit sehr schwer, das Geschehen aufzuarbeiten. Warum waren einflussreiche Personen lieber bemüht, das Verbrechen unter den Teppich zu kehren, als ein Zeichen gegen rechte Gewalt zu setzen ? hinterfragten die Darsteller. Garniert wurden die Fragen mit politischen Stimmen und Stimmungen von damals wie heute, gesellschaftlichen Emotionen und von Zeitzeugen dieses verbrecherischen Anschlags. In einem Klima, in dem rechte Parteien immer stärker werden, sich Hass, Hetze, Lügen und stumpfe Parolen wie ein Lauffeuer verbreiten, werde es immer wichtiger, Zeichen zu setzen: „Wir wollen nicht wegschauen, wir wollen nicht vergessen. Wir müssen erinnern. Und daraus lernen: Schwandorf 88, ein Stück über Wut, Angst und Feuer“. Die nun gezeigten Bilder der Opfer vertieften die Betroffenheit. „Schwandorf 88“ war zu Ende. Erstmal Stille, das Erlebte und Gesehene musste sich erstmal beim Zuhörer setzen. Und dann belohnte ein richtig intensiver und ausgiebiger Applaus ein außergewöhnliches Werk, das auch eine Brücke in die Jetztzeit schlägt. Die Moderation
appellierte an jeden Einzelnen, sich gegen rechtsextremes Gedankengut einzusetzen, auch damit sich solche Taten niemals wiederholen.


Mit einer ergiebigen und qualitativ hochwertigen Fragerunde über das Theaterstück endete ein besonderer Schultag, der noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Dafür sorgten mit einer 
grandiosen Vorstellung die Darsteller Lisamarie Berger und Florian Wein; Emma Freitag, Marietta König, Daniela Stanilewicz und Ilona Glück, die für Technik, Beleuchtung und das Soufflieren im Einsatz waren.  Ein in jeder Phase auch sensibles Theaterstück mit einer sehr ausdrucksstarken Multimedia-Collage: ein betroffen machendes, ergreifendes Plädoyer für Menschenwürde.
 
Intendant Florian Wein: „ Es geht um viel mehr als um Dich!“

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